August 20

Huf Druckverband und Lederhautvorfall

Warum der Huf Druckverband bei der Versorgung von Löchern in der Hornkapsel unerlässlich ist

 

Immer wieder hat es mich in den letzten Jahren erstaunt, wie wenig das Prinzip des Hufdruckverbandes bekannt zu sein scheint. Seine Bedeutung bei der Versorgung von Öffnungen im Huf eines Pferdes, die bis auf die Huflederhaut reichen ist enorm. Sein Nutzen ist garnicht hoch genug einzuschätzen. Obwohl die erwähnten Öffnungen in der Hornkapsel häufig von Fachleuten vorgenommen werden um ein Hufgeschwür zu finden oder abfließen zu lassen oder beispielsweise den Kanal eines eingedrungenen Fremdkörpers (“Nageltritt”) zu öffnen um Infektionen Vorzubeugen, wird von diesen Experten in manchen Fällen versäumt einen Hufdruckverband anzulegen.

Dies kommt zum Glück nicht sehr häufig vor, aber dass es überhaupt vorkommt, ist ein großes Ärgernis und kann für die betroffenen Pferde und ihre Besitzer zu einem riesigen Problem werden.

 

Ein schlechtes Beispiel

Erst kürzlich habe ich am Rande mitbekommen, dass bei einem Pferd, welches sich einen Nagel eingetreten hatte, dieser von einem gutmeinenden Zeitgenossen entfernt wurde. Dies ist ansich schon fahrlässig, da bei einem Vorgehen nach den Regeln der Kunst der Nagel (oder sonstiger Gegenstand) im Huf belassen wird, bis der Tierarzt da ist und anhand einer Röntgenaufnahme abschätzen kann, wie tief der Gegenstand in den Huf eingedrungen ist und welche Strukturen im Huf verletzt worden sein könnten. Erst dann wird das weitere Vorgehen entschieden.

Aber gut, dieses Kind war also schon in den Brunnen gefallen. Kein Grund, das nächste hinterher zu schubsen, würde ich sagen.
Doch im weiteren Verlauf wurde der Kanal bis zur Lederhaut nachgeschnitten, so dass ein Loch von gut einem cm Durchmesser in der Sohle zurückblieb, durch dass man die Lederhaut sehen und fühlen konnte.
Die Wunde wurde gespült und desinfiziert und das Pferd mit einem Antibiotikum versorgt.
Leider haben weder der Tierarzt noch der Hufmensch einen Hufdruckverband angelegt. Warum das denn so wichtig ist?

 

Was passiert ohne Hufdruckverband?

 

Das Hufbein, also der Knochen im Huf, ist (unter anderem) auf seiner Unterseite mit einer dicken Lederhaut ausgestattet, die das Sohlenhorn bildet. Diese Lederhaut ist also gewissermaßen zwischen dem Knochen und der Hornkapsel eingeklemmt. Wenn der Huf mit Gewicht belastet wird, entsteht im Hufinneren Druck, der die Lederhaut etwas gegen die Hornschicht drückt. Wenn in der Hornkapsel ein Loch ist, kann es passieren, dass die Lederhaut sich durch den Druck im Inneren des Hufes durch das Loch nach außen wölbt. Dabei wird sie aber an den Rändern des Loches unter Umständen gequetscht und die Durchlutung des vorgewölbten Stückes vermindert oder gar unterbrochen.
Dadurch kann es absterben (Nekrose) oder ist zumindest sehr stark anfällig für Infektionen.

 

Komplikation Lederhautvorfall

 

Den Prozess der Vorwölbung durch das Loch im Horn nennt man Huflederhautvorfall. Dies ist eine ernste Komplikation, die die Heilung stark verzögern, manchmal sogar verhindern kann.

In dem oben erwähnten Fall führte der Lederhautvorfall dazu, dass das Pferd 3 Wochen mit unsicherer Prognose in der Tierklinik verbrachte. Es hatte sich eine Infektion gebildet, die schon das Hufbein in Mitleidenschaft gezogen hatte.

 

Das Prinzip des Druckverbandes am Huf

 

Das Prinzip des Druckverbandes am Huf ist simpel:

 

Die Lederhaut wird gut desinfiziert und eine sterile Kompresse so auf/in das Loch gelegt oder gefaltet, dass die Lederhaut bedeckt ist, die Kompresse aber nicht weit über die Ränder des Loches herausragen. Die Kompresse sollte auf der Seite der Lederhaut mit einem geeigneten Medikament versehen sein.

 

Der Trick ist nun, auf diese Kompresse weitere Kompressen zu stapeln, so dass diese das Sohlenniveau deutlich überragen. Dann wird jedes Mal, wenn durch die Belastung des Hufes ein Druck in seinem Inneren und damit an der Lederhaut entsteht, ein Gegendruck durch die überstehenden Kompressen erzeugt.

 

Das Ganze muss natürlich durch einen gut sitzenden Hufverband so fixiert werden, dass die Kompressen an ihrem Platz bleiben!

 

Ohne Druck kein Horn

 

Erwähnenswert ist noch, dass durch den entstehenden Druck nicht nur die Lederhaut gehindert wird sich vorzuwölben, sondern auch die Hornbildung angeregt wird. Die Lederhaut des Hufes bildet nämlich bei zuviel oder zu wenig Druck nur sehr wenig oder gar kein Horn.

Für eine gute Überhornung sollte es in dem Verband nicht Nass werden, deswegen empfehle ich den fertigen Verband mit einem wasserdichten Krankenschuh zu schützen, wenn das Pferd auf die Weide oder den Paddock darf. Bei Boxenruhe kann der Schuh entfallen, sofern man die Box sauber und trocken hält und den Verband mit Gaffertape oder ähnlichem schützt, welches man regelmäßig kontrolliert. Je nach Fall und Verlauf sollte der Verband alle 1 bis 3 Tage gewechselt werden.

 

Auch wenn das Prinzip einfach ist, hat die Ausführung so ihre Tücken. Die Menge der Kompressen muss richtig bemessen sein und sie müssen am Ende immer noch am richtigen Platz sein. Außer “im Notfall” sollte man das also lieber jemandem überlassen, der das sicher beherrscht.

 


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