philosophie
Auf dieser Seite möchte ich Ihnen kurz meine Arbeitsweise und Beschlagphilosophie darstellen. Mein Lehrherr hat einmal etwas sehr wahres gesagt: „ Einen Huf mit einem Eisen zu beschlagen hat man schnell gelernt…. Die Kunst ist es ein Pferd über Jahre gesund und einsatzfähig zu erhalten.“
Dabei führen manchmal mehrere Wege zum Ziel, manchmal gibt es aber auch nur genau eine richtige Möglichkeit. Darüber hinaus haben sich die unterschiedlichen Hufschmiede und Tierärzte mit der Zeit eine eigene Sicht der Dinge und einen unterschiedlichen Stil angewöhnt. Im großen und ganzen gibt es drei Hauptaspekte, die beim Hufbeschlag zu beachten sind:
1. Das Passen des Hufes zum Fesselstand, von Vorne und von der Seite gesehen, damit die Knochen, Gelenke und Sehen sich in einer physiologischen Stellung zueinander befinden
2. Die Körperlasten des Pferdes sollen in der Ruhe und in der Bewegung möglichst in die Mitte des Hufes einfallen, damit ungleichmäßige Belastungen der Hufe und damit deren Deformation vermieden werden.
3. Der Huf soll von vorne und von der Seite betrachtet plan Fußen, damit die Knochensäule der Gliedmaße gleichmäßig belastet und Erschütterungen vermieden werden
Da es kaum Pferde mit regelmäßiger Gliedmaßenstellung und –führung gibt, kann man praktisch nie diese drei Anforderungen gleichzeitig erfüllen Man muß für jedes Pferd neu entscheiden, welcher dieser Aspekte besondere Beachtung verlangt. Besonders bei Erkrankungen des Bewegungsapparates ist diese Entscheidung häufig nur gemeinsam mit dem behandelnden Tierarzt zu treffen, weswegen eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit von Schmied und Veterinär unentbehrlich ist.
Es ist also von großer Wichtigkeit, jedes Pferd individuell zu beurteilen, bevor man es beschlägt oder die Hufe schneidet.
Und zwar in der Ruhe wie in der Bewegung. Wichtig ist auch die Mitarbeit des Pferdebesitzers. Er muß dem Schmied mitteilen, ob es irgendwelche Probleme, Lahmheiten oder Besonderheiten gibt, auch ob das Pferd schmiedefromm ist. In Zweifelsfällen werde ich Kontakt mit Ihrem Tierarzt aufnehmen um den Beschlag mit ihm zu besprechen. Orthopädische Beschläge werden grundsätzlich mit dem Veterinär abgestimmt.
Ich beschlage grundsätzlich „kalt“. Das heißt, auch wenn ich die Eisen warm richte, brenne ich sie nicht auf, sondern sorge dafür, dass Hufeisen und Huf Plan zugerichtet sind und deshalb auch ohne aufbrennen zueinander passen.
Dies ist für viele Pferde stressfreier und gibt mir die Möglichkeit alle verfügbaren Materialien (z.B. auch Kunststoffe und Leichtmetalle) zu verwenden.
Grundsätzlich werde ich versuchen – in Abstimmung mit Veterinär und Ihrem Geldbeutel – die optimalen Materialien für Ihr Pferd zu verwenden.
Was den Umgang mit Ihrem Pferd angeht, gilt: Immer mit dem Pferd, nie dagegen. Wenn Ihr Pferd sich nicht daran hält muß ich Ihnen leider sagen, dass ich mich nicht für dessen Erziehung zuständig fühle. Deswegen sollten Sie in solchen Fällen anwesend sein und das Pferd beruhigen, oder es muß vom Veterinär sediert werden.
Ein Schutz für den Huf ist immer dann notwendig, wenn entweder die Hornzuwachsrate geringer ist, als die Hornabnutzung oder ein Hufschutz aus gesundheitlichen Gründen angezeigt ist, etwa um Gliedmaßenfehlstellungen zu korrigieren, Strukturen zu entlasten, oder bei Horndefekten das Eindringen von Krankheitserregern zu verhindern. Es muß nicht immer ein Hufschutz aus Eisen sein. Da ich “kalt” beschlage, stehen mir alle Materialien offen: Hufeisen aus Stahl, wenn es auf Haltbarkeit ankommt. Beschläge aus Leichtmetall, da viele orthopädische Beschläge in Stahl ausgeführt sehr schwer wiegen, was erkrankte Strukturen zusätzlich belastet. Kunststoffbeschläge, die leicht und stoßbrechend sind. Es muß auch nicht immer ein Beschlag im klassischen Sinne sein, denn ein Hufschutz kann heute, falls nötig auch recht zuverlässig geklebt werden.
Eisenverluste mit Ausbrechen der Hufwand oder Maßnahmen des Tierarztes zur Heilung von Hufkrankheiten hinterlassen manchmal einen Huf, der kaum noch zu beschlagen ist. Die Nägel halten in den verbliebenen Hornresten schlecht oder gar nicht, der Beschlag geht erneut verloren und der Zustand des Hufes verschlechtert sich mit jedem Beschlagversuch. Nun kann man entweder zu Beschlägen greifen, die angeklebt werden, oder den Huf mit Kunsthorn rekonstruieren und mit dem gewohnten Beschlag versehen.
Letzteres hat den Vorteil, daß das Pferd sich nicht an einen neuen Beschlag gewöhnen muß und durch die Rekonstruktion die Hufwand ihre Tragfähigkeit wiedererlangt. Lahmheiten oder ein klammer Gang können so oft vermieden werden. Bei Pferden, die orthopädische Beschläge benötigen ist die Hufrekonstruktion oft die einzige Möglichkeit bei ausgebrochenen Wänden, da die Beschläge zum Ankleben nicht allen orthopädischen Anforderungen gerecht werden. Für die Hufrekonstruktion stehen mir verschiedene Hornersatzmittel vor allem der Firmen Vettec und Equilox zur Verfügung.