Woran können sie erkennen, daß ihr Pferd Hufrehe hat, oder zumindest haben könnte? Bedenken sie, daß alle Symptome je nach Schwere des Reheschubes mehr oder weniger ausgeprägt sein können. Oft ist das Tier lethargisch, man merkt ihm an, daß es sich nicht wohlfühlt. Je nach Schwere des Falles können auch der Herzschlag und die Atmung durch den Streß beschleunigt sein. Es bewegt sich nur widerwillig, lässt sich ziehen oder will überhaupt nicht mehr laufen. Wenn es sich dann bewegt, kann es fühlig laufen, wie „auf rohen Eiern“. Es macht womöglich deutlich kleinere Schritte. Viele Besitzer haben den Gang so beschrieben, „als wenn das Pferd Muskelkater hätte“. Meist setzt es den Huf nicht plan auf, sondern versucht vor allem die hintere Hufhälfte zu belasten. Es zeigt eine deutliche Trachtenfußung. Da die Beeinträchtigung meist beide Vorderhufe betrifft, geht das Tier nicht lahm. Wir nehmen die Lahmheit zumindest nicht als solche wahr, da sie meist beide Hufe gleichermaßen betrifft. Es humpelt also nicht sichtbar, sondern zeigt den oben beschriebenen „klammen Gang“. Manchmal ist aber auch ein Huf stärker betroffen; dann kann das Pferd eine deutliche Lahmheit zeigen, weil es versucht den stärker schmerzenden Huf stärker zu entlasten. Bei Tieren mit einem normalen oder flachen und einem steilen oder Bockhuf ist dies häufiger der Fall. In der Regel ist der steile Huf dann derjenige auf dem es lahm geht. Enge Wendungen machen meist Probleme. Es ist ein deutlicher Wendeschmerz zu sehen. Je enger die Wendung, desto unangenehmer und deutlicher. Die bisher beschriebenen Symptome sind in der Regel stärker auf hartem, als auf weichem Boden zu beobachten. Im Stand kann es sein, daß die Vorderfüße weit vorgeschoben werden und die Hinterbeine möglichst weit unter den Körper gestellt werden, damit die schmerzhaften Vorderhufe möglichst wenig Gewicht tragen müssen. Diese Stellung wird in der Literatur als „Sägebockstellung“ beschrieben. Es kann aber auch sein, dass das Pferd relativ normal steht und sich die Probleme erst in der Bewegung zeigen. Manche Pferd fangen an vor und zurück zu schaukeln und scheinen nicht zu wissen, wie sie Ihr Gewicht verteilen sollen. Bei einem akuten Schub werden sie äußerlich an den Hufen oder Beinen keine Veränderungen feststellen. Typischerweise fühlen die Hufe sich aber warm, sehr warm oder heiß an im Vergleich zu den Hinterhufen, sofern diese nicht auch betroffen sind. Dies ist aber nicht immer deutlich ausgeprägt. Ebenso typisch ist eine mehr oder weniger stark, bis pochend zu spürende Pulsation der Mittelfußarterie. Wenn sie nicht wissen, wie man diese korrekt tastet und die Pulsation fühlt, umfassen sie mit ihrer Hand fest von hinten den Fesselkopf. Eine pochende Pulsation werden sie in der Handfläche oder den Fingern spüren. Auch wenn sie keines der oben Beschriebenen Symptome beobachten, ihr Pferd, oder schlimmer noch ihr Pony aber aus der Box ausgebrochen und in die Futterkammer eingebrochen ist und es dabei erhebliche Mengen Futter erbeutet hat, sollten sie erwägen den Tierarzt zu rufen.Es droht nicht nur eine Kolik, sondern auch Hufrehe! Ebenso, wenn es den Weidezaun überwunden und sich längere oder auch unbekannte Zeit an einem Getreidefeld ( vor allem Roggen ) gütlich getan hat. Sie befürchten also, ihr Pferd hat Hufrehe, was ist nun zu tun? Als erstes greifen sie zum Telephon und rufen sofort ihren Tierarzt an, teilen ihm ihre Beobachtungen mit und bitten ihn bald zu kommen. Rehe ist ein Notfall! Nicht gerade wie eine Kolik, die innerhalb wirklich kurzer Zeit zum Tod des Tieres führen kann oder wie ein schwerer Unfall mit starken Blutungen, aber doch ein Notfall. Wird nicht innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach Beginn des Schubes eine effektive Behandlung eingeleitet, besteht eine große Gefahr, daß es zu Veränderungen im Huf kommt, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Diese können je nach dem Grad der Beschwerden, die sie verursachen und je nachdem wie lange sie andauern durchaus ihren Tierarzt dazu veranlassen ihnen eine Euthanasie des Tieres nahe zu legen. Mit anderen Worten: Es kann sein, daß er ihnen empfehlen wird das Pferd einzuschläfern um ihm weitere Leiden zu ersparen, wenn er der Meinung ist, daß das Pferd starke Schmerzen hat und er nicht glaubt, daß sich das Blatt noch einmal zum Besseren wendet. Dies können sie aber mit großer Wahrscheinlichkeit verhindern, wenn sie schnell und besonnen handeln, der Verterinär eine effektive Therapie beginnt und regelmäßig den Erfolg kontrolliert und sie sich genau an die Anweisungen des behandelnden Tieraztes halten. 24 Stunden kommen ihnen vielleicht relativ lang vor, doch bedenken sie, daß sie meistens nicht genau wissen, wann der Reheschub begann! Leider gibt es nicht die eine anerkannte Rehebehandlung, die in allen Fällen Erfolg verspricht. Ich habe 2008 an einem internationalen Hufrehesymposium an der freien Universität Berlin teilgenommen, daß von Bodo Hertsch initiiert und von Hufreheexperten aus aller Welt besucht wurde. Am letzten Tag der Veranstaltung sollte ein „Gold Standard“ von diesen Experten erarbeitet werden. Ein allgemein anerkannter Leitfaden zur Behandlung von Hufrehe. Dies hat nicht stattgefunden, da in den Tagen zuvor schon klar wurde, daß sie sich nicht würden einigen können.... Doch dies soll sie nicht entmutigen, sondern im Gegenteil dazu ermutigen ihren Tierarzt anzusprechen, wenn sie das Gefühl haben, die Therapie schlägt nicht an. Man kann dann durchaus einmal etwas anderes versuchen. Es gibt etliche mögliche Therapien von denen jede ihre Erfolge zu verzeichnen hat. Wir waren bei den wichtigen Sofortmaßnahmen. Sie haben also Ihren Tierarzt informiert und dieser hat ihnen versprochen in einigen Stunden bei ihnen zu sein. Bis dahin sollten sie die Hufe des Pferdes möglichst intensiv kühlen. Herr Pollit hat dazu einmal einen Versuch gemacht ( Tierversuche sind leider auch auf diesem Gebiet nötig ): Er gab einem Pferd eine gewisse Menge eines Extraktes aus der Schwarzen Wallnuss, von der er wußte, daß sie ganz sicher innerhalb kurzer Zeit eine schwere Hufrehe auslösen würde. Dann stellte er das Pferd für zwei Tage in ein Becken mit eiskaltem Wasser. Dies ist für ein Pferd kein Problem. Man denke nur an Pferde, die ohne Probleme tage- und wochenlang auf einer schneebedeckten Weide stehen. Ansonsten gab es keinerlei Therapie. Das Pferd hat den schweren Reheschub ohne nachweisbare bleibende Schäden überstanden. Pollit sagte, daß größte Problem bei diesem Versuch sei gewesen, daß sich das Tier fürchterlich gelangweilt habe... Also kühlen sie die Hufe ihres Patienten möglichst ausdauernd. Am Besten geht das mit fließendem Wasser. Halten sie einen Wasserschlauch auf die Hufe. Immer ein paar Minuten auf einen Huf und dann wechseln sie. Konzentrieren sie sich auf die Vorderhufe. Zwar kann die Hufrehe auch die Hinterhufe betreffen, doch sind die Auswirkungen hier in der Regel geringer. Wenn das Pferd brav in zwei Eimern steht, können sie diese hufhoch mit kaltem Wasser gemischt mit Eiswürfeln oder Crasheis füllen. Nicht vergessen, hin und wieder Eis nachzufüllen! In alten Büchern findet man häufig die Empfehlung das Pferd in einen kalten Bach zu stellen. Dies ist natürlich eine ideale Möglichkeit, sofern ein solcher in der Nähe ist und das Pferd widerstandslos mitmacht. Denn: Bewegen sie das erkrankte Tier so wenig wie möglich! Jede Bewegung belastet den Hufbeinträger, der schon geschädigt ist, oder gerade Schädigungen entwickelt. Dazu kann jede Erschütterung durch das Auffußen und jeder Zug der tiefen Beugesehne beitragen, bei jedem Schritt. Das Kühlen ist eine Maßnahme, die vor allem in der ganz akuten Phase, sagen wir einmal den ersten ca 72 Stunden sinnvoll ist. Streuen sie die Box dick ein, oder stellen sie das Pferd in tiefen, am besten nassen Sand. So kann es sich so hinstellen, wie es am bequemsten ist und der Druck den das Gewicht des Pferdes erzeugt wird möglichst gleichmäßig verteilt. Setzen sie das Pferd unverzüglich auf strenge Diät! Frisches Gras, Kraftfutter und alles, was leichtverdauliche Kohlehydrate oder Zucker enthält ( auch Äpfel etc. ) sind ab sofort und zumindest bis auf weiteres, wahrscheinlich aber dauerhaft verboten! Nur noch Heu in vernünftigen Mengen und nicht von Hochleistungswiesen ist erlaubt. Am Besten vom Vorjahr, da sich die enthaltenen Mengen an Zuckern dann schon teilweise abgebaut haben, oder gründlich gewässert ( mind 60 min). Das ist im Grunde auch schon alles, was sie selber als Sofortmaßnahmen tun können. Mehr ist aber auch zunächst nicht nötig, bis der Tierarzt kommt. Diese Erste Hilfe Maßnahmen sollten sie aber auch keineswegs unterlassen! |