September 17

Macht ein enges Hufeisen einen engen Huf oder Zwanghuf?

Enge Eisen -> enge Hufe?

Ich möchte gleich vorweg eines klar stellen:

Keinesfalls möchte ich hier das Anbringen zu enger Hufeisen an einen Huf gutheißen oder gar propagieren! 

Ich wundere mich nur manchmal darüber, welche ursächlichen Zusammenhänge hergestellt werden.So ist oft zu lesen oder zu hören, dass die Verwendung zu enger Hufeisen beim Beschlagen eines Pferdes dazu führen, dass die Hufe enger werden, oder gar ein Zwanghuf werden. Angeführt wird dann oft das Bild vom zu engen Schuh, der den Fuß einengt und womöglich sogar zusammenquetscht. Ich meine, dass sich dies nicht vergleichen lässt.Nicht nur sind der menschliche Fuß und der des Pferdes anatomisch kaum miteinander zu vergleichen, sondern vor allem ein Hufeisen und ein Schuh lassen sich nicht vergleichen.

Das Hufeisen ist kein Schuh!

Der Fuß steckt in dem Schuh, aber der Huf steht auf dem Eisen.

Eine kluge “Kommentar-Diskutantin” wies mich letztens darauf hin, das aber doch die Nägel, die das Hufeisen am Huf festhalten und in dem Horn steckten den Hufmechanismus behindern würden und somit doch quasi eine Art innere Schuhhülle bilden würden.

Das ist ein stimmiges Bild, aber ich finde, es ist doch ein eklatanter Unterschied, ob ich einen Fuß in einen zu engen Schuh hinein zwänge, oder ob der Huf auf dem Eisen sich durch die Nägel sich etwas weniger ausdehnen kann. “Etwas weniger” schreibe ich deswegen, weil die Nägel ja in dem Bereich des Hufes stecken, der sich ohnehin am wenigsten bewegt:

Eingeschränkter Hufmechanismus? 

In der Zehen- und vorderen Seitenwand. (Kranial der weitesten Stelle findet im Rahmen des Hufmechanismus kaum Bewegung in der unteren Hornwand statt (BUCHNER 2020)) Nach RUTHE 1997 findet in dem Segment in dem die Nägel sich befinden sollen ( vor der weitesten Stelle des Hufes) sogar gar keine Bewegung statt.

Die Hauptbewegung des Hufmechanismus ist ein Auseinanderweichen der Trachten in einer Größenordnung von 2-4 mm. 

Doch auch wenn ich diese Quellen außer acht lasse und davon ausgehe, dass die Nägel den Hufmechanismus behindern, sehe ich immer noch keinen Unterschied, ob die Nägel sich nun in einem engen oder in einem weiten Eisen befinden.Sie befinden sich nämlich in jedem Fall in der weißen Linie der Zehen- oder vorderen Seitenwand des Hufes und ob die Eisen als “eng” oder “weit” zu bezeichnen sind, entscheidet sich erst hinter der weitesten Stelle des Hufes. 

Enges Hufeisen/weites Hufeisen

Ein “schulmäßig” gelegtes Eisen folgt nach der weitesten Stelle des Hufes dem Verlauf des Kronrandes. Ein “zweckmäßig” gelegtes Eisen ist hinter der weitesten Stelle des Hufes zumindest so weit gelegt, dass der Huf auch am Ende der Beschlagperiode auch in der Belastungsphase des Hufes (dem Moment der maximalen Ausdehnung der Trachten) noch auf das Eisen passt, ohne überzustehen.

Ein zu enges Eisen ist also entweder so eng, dass es am Ende der Beschlagperiode nicht mehr passt, also der Huf über den Rand des Beschlages übersteht (der Huf  ist “übergewachsen”) oder es ist von vornherein so eng, dass die Trachten durch den Hufmechanismus bei jedem Schritt über den Rand hinausragen.

Folgen eines zu engen Eisens

Beides kann dazu führen, dass die Hufwand, die über den Rand hin und her rutscht Schaden nimmt (z.B. Ausbrechen), oder der Eisenschenkel oder das Schenkelende Druck auf die Sohle verursacht.Aber ist der Hufmechanismus eingeschränkt? Ich sehe nicht, wodurch das bewirkt werden sollte.In besonders krassen Fällen, in denen das Eisen geradezu eingewachsen ist, scheint mir die Bewegung sogar unnatürlich verstärkt zu werden.

Enges Eisen macht keinen Zwanghuf

Mein Fazit ist: Ich glaube nicht, dass man einen Zwanghuf verbessern kann, indem man einfach nur ein enges durch ein weites Eisen ersetzt, aber sonst nichts ändert.

Immer wenn ich hier von “Eisen” spreche, könnte es auch ein sonstiger Beschlag oder “Bekleb” sein. (Nur weil beim bekleben keine Nägel verwendet werden, heißt es doch nicht, dass im Bereich der Klebung der Huf nicht mit seiner Form an die Form des "Beklebes" geklebt wird, oder?).

Zu diesem Beitrag gibt es eine Podcast Folge des hippophil Podcast!


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