Von Hufrehe bis künstliche Intelligenz

Der Tag begann wie so viele andere. Er hatte sich längst daran gewöhnt, dass die Routine seiner Arbeit manchmal eine gewisse Monotonie mit sich brachte, die jedoch nicht unangenehm war. Heute war einer dieser Tage, die sich wie ein ruhiger Fluss durch die Stunden ziehen, ohne große Stromschnellen, aber auch ohne besondere Höhepunkte. Die Pferde waren brav und selbst die Fliegen, die sich noch nicht ganz von der warmen Jahreszeit verabschiedet hatten, schienen heute keine große Lust auf Ärger zu haben. Das Wetter spielte mit, was immer eine Erleichterung war. Kein Regen, keine drückende Hitze – einfach angenehm.

Die Wege zwischen den Terminen waren nicht zu lang, aber auch nicht so kurz, dass sie ihn in Eile versetzten. Es war die perfekte Länge, um sich im Auto ein wenig auszuruhen, den Kopf zu sortieren und dem Radio zu lauschen. Heute ging es dort um die großen Themen der Weltpolitik: den Krieg im Gazastreifen und Trumps Handelskrieg, der sich durch Zölle manifestierte. Ein Experte erklärte, dass solche Handelskriege früher fast alltäglich gewesen seien, allerdings unter anderen wirtschaftlichen Bedingungen. Amerika sei damals unabhängiger gewesen, was ihm ein leichtes Schmunzeln entlockte. Die Welt schien sich zu drehen, wie sie es immer tat, und doch war alles irgendwie anders.

Ein angenehmer Arbeitstag, dachte er, während er sich an das Gespräch mit einer Kundin erinnerte. Es hatte mit künstlicher Intelligenz begonnen – ein Thema, das ihn immer wieder faszinierte und zugleich ein wenig beunruhigte. War sie eine Gefahr für die menschliche Kreativität und Lernfähigkeit, oder doch eher eine Vereinfachung der Wissensaneignung? Die Antwort schien, wie so oft, irgendwo dazwischen zu liegen. Doch bevor sie sich in den Tiefen dieser philosophischen Frage verlieren konnten, war das Gespräch zu einem anderen Thema übergegangen: Cushing, EMS und die rätselhafte Verbindung zur Hufrehe.

Er hatte sich an ein Webinar mit Professor Pollitt erinnert, das ihm die biochemischen Zusammenhänge erklärt hatte. Hyperinsulinämie, massenhafte Zellteilung im Hufbeinträger, aufgelöste Zytoskelette – es war faszinierend und zugleich ein wenig überwältigend. Dabei war ihm klar geworden, dass sein Wissen über den Zucker- und Insulinstoffwechsel des Pferdes dringend einer Auffrischung bedurfte. Die Kundin hatte ihm einen Link zu einer wissenschaftlichen Arbeit geschickt, und er war gespannt, was er dort finden würde. Es war ein kleiner Funken, der ihn dazu antrieb, sich weiterzubilden, auch wenn der Tag ansonsten so ereignislos gewesen war.

Jetzt, da die Fahrt nach Hause fast zu Ende war, spürte er, wie sich die Gedanken langsam beruhigten. Der Feierabend wartete – ein angenehmer, gemütlicher Abschluss eines unspektakulären, aber dennoch zufriedenstellenden Tages. Er lächelte leicht, während er das Lenkrad festhielt und die letzten Meter bis zur Haustür zurücklegte. Manchmal war es genau diese Ruhe, die ihn daran erinnerte, warum er seine Arbeit so schätzte. Ein Tag ohne Drama, aber mit genug Stoff zum Nachdenken – das war vielleicht genau das, was er gebraucht hatte.

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