Tag 1- Sich selbst ein Bein stellen

Er hatte sich den Start in die erste Arbeitswoche nach dem Urlaub anders vorgestellt.

Aber, wie er mit einem inneren Schmunzeln feststellte, am schönsten ist es ja immer, wenn man sich selbst ein Bein stellt.
Der Tag begann mit einem Termin, der in seinem Kalender stand, und so machte er sich auf den Weg.
Es war keine lange Fahrt, was ihn zunächst beruhigte. Doch als er am Zielort ankam, war da… nichts.
Keine Menschen, keine Pferde, keine Anzeichen von Leben, die auf einen Termin hindeuteten.
Und dann fiel es ihm ein. Dieser Termin war vor vier Wochen abgesagt worden.

Ein Moment der Erkenntnis, der sich wie ein kleiner Stich in sein Gedächtnis bohrte. Aber das war noch nicht alles.
Die eigentliche Frage, die ihn plötzlich beschäftigte, war: Hatte er diesen Termin einfach nur vergessen zu streichen? Oder hatte er ihn vielleicht sogar anderweitig vergeben, ohne den neuen Termin einzutragen? Die Unsicherheit war wie ein kleiner Stein im Schuh – nicht schmerzhaft, aber unangenehm genug, um ihn nicht zu ignorieren.

Er fuhr zurück nach Hause. Dort begann das Warten. Eine Stunde lang wartete er, mit einem Auge auf das Telefon gerichtet, bereit für den Fall, dass jemand anrufen und ihn auf einen verpassten Termin hinweisen würde. Doch das Telefon blieb still. Kein Anruf, keine Beschwerden.
Er atmete auf. Vielleicht, dachte er, hatte er vor vier Wochen einfach beschlossen, dass es gar nicht so schlecht sei, die erste Arbeitswoche nach dem Urlaub mit einem halben Arbeitstag zu beginnen.
Ein kluger Gedanke, wenn auch nicht ganz freiwillig.
 
Der Tag nahm schließlich eine Wendung, die ihn wieder in seinen gewohnten Rhythmus brachte. Ein Gespräch mit einer Kundin, die ihm gegenüberstand – jemand, der offensichtlich viel Erfahrung mit Pferden hatte. Er schätzte solche Gespräche, auch wenn sie ihn immer wieder verblüfften. Denn trotz der jahrelangen Praxis und des offensichtlichen Pferdeverstands dieser Kundin war da eine Wissenslücke, die ihn jedes Mal aufs Neue erstaunte: die Zusammenhänge und Auslöser von Hufrehe.
 
Er dachte darüber nach, während er sich verabschiedete. Es war ein Tag, der ihm gezeigt hatte, wie leicht man sich selbst ein Bein stellen kann, aber auch, wie viel es noch zu lernen gibt – selbst für die erfahrensten unter ihnen. Ein Tag, der mit einem leeren Termin begann und mit einem Gespräch endete, das ihn zum Nachdenken brachte. Ein Tag, der ihn daran erinnerte, dass selbst die kleinen Stolpersteine manchmal ihren Wert haben.

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