Tag 5- Zwei Eisen weniger

Er dachte an den Tag zurück, während er den vertrauten Weg nach Hause nahm. Es war einer dieser Tage, die sich wie ein gut geschmiedetes Eisen anfühlten – solide, ohne Brüche, und mit einem Hauch von Glanz.
Zwei Ställe, das war alles. Zwei Ställe, die ihm seit Jahren vertraut waren, mit Kunden, die ihm ebenso vertraut waren wie die Pferde, die er dort traf. Fünfzehn, zwanzig Jahre – eine Zeitspanne, die sich wie ein stiller Pakt anfühlte.
Er kannte die Tiere, ihre Eigenheiten, ihre Geschichten.
Und heute war eine dieser Geschichten besonders erfreulich.

Die alte Stute. Er erinnerte sich an die Zeit, als sie an der Hufrolle erkrankte.
Ein spezieller Beschlag, verordnet von der Tierärztin, war damals die Lösung gewesen. Doch die letzten Monate hatten gezeigt, dass dieser Beschlag nicht mehr das war, was sie brauchte.
Zwei oder drei Beschlagperioden zuvor hatte er, ganz aus dem Bauch heraus, entschieden, ihn abzunehmen.
Eine Entscheidung, die sich heute als richtig erwies. Barfuß lief sie genauso gut – oder schlecht – wie mit dem Beschlag.
Aber heute, heute schien sie sogar ein wenig besser zu laufen. Ein kleiner Triumph, der sich wie ein leises Nicken des Schicksals anfühlte.

 

Die Gespräche mit den Kunden waren wie immer ein angenehmer Begleiter des Tages. Es war eine Art von Vertrautheit, die sich über Jahre aufgebaut hatte, ein Band, das nicht nur durch Arbeit, sondern auch durch Worte geschmiedet wurde.
Er schätzte diese Gespräche, diese Momente, in denen Beruf und Menschlichkeit ineinanderflossen.

 

Dann war da noch der Anruf.
Die Besitzerin der kleinen Stute, bei der er vor Kurzem einen Reheverdacht geäußert hatte, meldete sich.
Sie sprachen über das Pferd, über mögliche Ursachen, über die Zeit, in der es schlechter gelaufen war. Ihr Gedanke, dass das Übergewicht des Tieres der Grund sein könnte, war nicht ganz falsch – aber es war nicht das Gewicht selbst, sondern die Stoffwechselveränderung, die durch das Übergewicht ausgelöst wurde. Hufrehe, ein stiller Feind, der sich oft im Schatten des Metabolischen Syndroms verbarg.
Er gab ihr Ratschläge, sprach über Bewegung, über die Verbesserung der Insulinresistenz durch Training. Und zu seiner Erleichterung nahm sie die Tipps an.
Das war nicht immer der Fall, aber heute war es so. Ein kleiner Sieg, der sich wie ein gut sitzender Nagel anfühlte.

 

Nun war er auf dem Weg nach Hause. Doch wie so oft an einem Freitagabend, gab es noch eine letzte Aufgabe.
Ein verlorenes Hufeisen, das gefunden worden war und nun wieder seinen Platz finden musste. Er würde es aufnageln, bevor der Tag endgültig zu Ende ging.
Ein kleiner Umweg, aber einer, der ihn nicht störte. Es war, wie es war – ein Teil des Ganzen, ein Teil des Berufs, ein Teil seines Lebens.

 

Er lächelte leicht, während er weiterfuhr. Ein schöner Arbeitstag, dachte er. Ein Tag, der sich wie ein gut geschmiedetes Eisen anfühlte.

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