Der Tag begann für ihn mit einer angenehmen Ruhe, die sich wie ein Nachklang des erholsamen Wochenendes anfühlte. Zwei Tage am Stück frei – ein Luxus, den er sich nach zwei Wochen harter Arbeit, sechs Tage die Woche, redlich verdient hatte. Sonntag und Montag waren seine Inseln der Erholung, und glücklicherweise hatte sich kein lahmes Pferd, kein verlorenes Eisen und kein anderer Notfall dazwischen gedrängt. Er hatte durchatmen können, und das war auch nötig gewesen. Doch nun war der Alltag zurück, und er befand sich auf dem Heimweg, die Rheinbrücke vor Augen, die um diese Zeit gerne einmal zur Geduldsprobe wird. Ob sie ihn heute wohl passieren lassen würde, ohne ihn in den zähen Fluss des Feierabendverkehrs zu ziehen?
Der Tag hatte angenehm begonnen, doch beim zweiten Pferd war die Routine schnell einer Herausforderung gewichen. Der braune Wallach, ein schönes Tier, hatte ein Vorderbein, das ihm Probleme bereitete. Es war schwer, das Bein überhaupt hochzubekommen, und wenn es oben war, zitterte und verkrampfte das Pferd, als hätte es Shivering – aber nur auf diesem einen Bein. Die Tierärzte waren ratlos, und er tat sein Bestes, um die notwendigen orthopädischen Maßnahmen durchzuführen. Doch heute hatte das Pferd beschlossen, ihm die Arbeit noch schwerer zu machen. Als er sich bückte, um den Huf auf den Hufbock zu stellen, sprang das Tier plötzlich nach vorne. Ein Meter, vielleicht mehr. Das Buggelenk des Pferdes traf ihn am Hinterkopf, und der Schlag war nicht ohne. Kopfschmerzen folgten, aber sie waren bereits am Abklingen. Ein Zwischenfall, der ihn kurz innehalten ließ, aber nicht aus der Bahn warf. Der zweite Stall war die ehemalige Reitschule, ein Ort, der ihn jedes Mal aufs Neue nachdenklich stimmte. Früher war hier Leben, Bewegung, Stimmengewirr – heute war es still. Die Pferde waren brav, die Arbeit ereignislos, doch die Stille hatte etwas Unheimliches. Es war, als würde der Ort selbst die Vergangenheit in sich tragen, ein Echo von dem, was einmal war.
Während der Fahrt zwischen den Ställen hatte er an ein Gespräch vom Wochenende gedacht. Es ging um einen Hufbearbeiter, der mit einer Wärmebildkamera arbeitete und damit angeblich Diagnosen stellte. Ein Pferd, das auf Hufrehe untersucht werden sollte, war von ihm als sehnengeschädigt diagnostiziert worden – allein aufgrund eines Wärmebildes. Er fand das höchst fragwürdig. Wärmebilder konnten Hinweise geben, ja, aber sie waren keine Grundlage für konkrete Diagnosen. Die Tierärztin, die hinzugezogen worden war, hatte das ebenso gesehen. Es war unseriös, solche Aussagen zu treffen, und er hatte schon von mehreren Fällen gehört, in denen dieser Bearbeiter mit seiner Kamera zu weit gegangen war. Nun war er auf dem Heimweg. Der letzte Termin hatte abgesagt, da der Besitzer selbst zu einem Notfall musste. Ein unerwartetes Ende für einen Tag, der ihm trotz allem nicht allzu schwer gefallen war. Die Rheinbrücke wartete, und mit ihr die Frage, ob der Heimweg heute reibungslos verlaufen würde. Ein Tag wie viele andere, und doch mit seinen eigenen kleinen Geschichten

