Hufpflege bei Barhufpferden, EMS und Hufrehe

Er dachte bei sich, dass der heutige Tag eine Art Déjà-vu war, nur mit ein paar neuen Gesichtern – sowohl menschlicher als auch pferdischer Natur. Ein Samstag, wie er im Buche steht, zumindest in seinem Buch. Ein großer Offenstall, fast um die Ecke, und ein straff getakteter Zeitplan: alle dreißig Minuten ein Pferd, dazwischen zwei kleine Pausen. Ein bisschen wie ein Volksfest, ein bisschen wie ein Klassentreffen. Kaffee, Brötchen, Würstchen. Und natürlich die Gespräche, die sich wie immer um Urlaub, Arbeit und das Leben im Allgemeinen drehten. Er mochte diese Tage. Sie hatten etwas Vertrautes, fast schon Gemütliches. Viele der Pferde kannte er schon seit Jahren, ebenso wie ihre Besitzer. Manche von ihnen waren in Anführungszeichen Rentner, andere waren neu, frisch eingezogen, noch nicht ganz angekommen in der Dynamik des Hofes. Es war immer interessant, die Geschichten hinter den Gesichtern zu hören, die Einblicke in andere Berufe und Lebensweisen. Ein kleiner Bonus seines Jobs, den er durchaus zu schätzen wusste.

Die Pferde hier waren ein bunter Mix. Einige von ihnen sahen aus, als wären sie einem Lehrbuch für perfekte Pferdefiguren entsprungen – trotz Heu zur freien Verfügung. Andere hingegen hatten das Heu offenbar etwas zu wörtlich genommen. Besonders ein Pferd fiel ihm heute ins Auge, ein recht junges, aber deutlich zu dickes Tier. Kein Gnadenbrotpferd, sondern einfach ein Bewohner, der die Vorzüge der Offenstallhaltung genoss.

Mit der Besitzerin dieses Pferdes führte er eine längere Unterhaltung. Es ging um EMS, Hufrehe und die üblichen Verdächtigen, die bei übergewichtigen Pferden irgendwann an die Tür klopfen. Er erzählte ihr von einer Studie, die eigentlich Metformin und Insulinresistenz bei Pferden untersuchte, aber zu einem interessanten Nebenergebnis kam: Sport hilft. Selbst wenn das Gewicht nicht nennenswert sinkt, verbessert sich die Insulinresistenz durch Training. Einfach gesagt, Bewegung ist die halbe Miete. Die Frau war gut informiert, das merkte er schnell. Sie kannte die Zusammenhänge und war optimistisch, dass sie bald wieder mehr Zeit finden würde, ihr Pferd sportlich zu arbeiten. Er glaubte ihr. Manchmal reicht ein bisschen Zuversicht, um die Dinge ins Rollen zu bringen.

Als er schließlich Feierabend machte, war er zufrieden. Ein langer Tag, aber ein guter. Jetzt war Wochenende, und diesmal bestand es aus Sonntag und Montag. Ein kleiner Luxus, den er sich gönnte. Mit einem leichten Schmunzeln dachte er daran, dass er sich morgen vielleicht auch ein Brötchen und einen Kaffee, nein wohl eher einen Tee, gönnen würde – ganz ohne Volksfest und Klassentreffen.

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