Er hatte den Tag mit einem längeren Termin begonnen, der ihn an einen Ort führte, der einst von Leben und Bewegung erfüllt war. Eine ehemalige Reitschule, wie man sie heute immer häufiger findet – „ehemalig“ ein Wort, das ihm schwer über die Lippen ging. Vor drei oder vier Monaten hatten sie den Schulbetrieb aufgegeben, und obwohl die Gebäude noch standen und die meisten Pferde noch da waren, fühlte sich der Ort seltsam leer an. Ein paar der Tiere waren verkauft worden, die anderen lebten nun dort ihren Lebensabend, bekamen ihr Gnadenbrot, wie man so sagt. Aber das war es eben – ein Gnadenbrot. Kein fröhliches Wiehern von Kindern, die ihre ersten Runden auf einem Schulpferd drehten, keine Stimmen von Reitlehrern, die geduldig Anweisungen gaben. Es war still. Zu still.
Er dachte darüber nach, wie schade es war, dass solche Orte immer weniger wurden. Gerade für Kinder und junge Leute, die irgendwo anfangen wollten, die ersten Schritte in die Welt des Reitens zu machen. Kompetenter Reitunterricht auf Schulpferden – das war doch früher fast selbstverständlich. Heute? Heute gab es mobile Reitlehrer, ja, aber was nützte das, wenn man kein eigenes Pferd hatte? Die meisten von ihnen brachten keine Schulpferde mit, und so blieb vielen der Einstieg verwehrt. Es war verständlich, natürlich. Alles wurde teurer, die Kosten für die Haltung, die Pflege, die Ausbildung. Aber trotzdem – es war schade. Wirklich schade.
Auf dem Heimweg im Auto ließ ihn der Gedanke nicht los. Doch dann, wie so oft, lenkte ihn die Realität ab. Erstaunlich, wie viele Leute glaubten, dass man Ende September oder Anfang Oktober die Fliegendecken für die Pferde schon einmotten konnte. Als ob die Fliegen einen Kalender lesen könnten! Jedes Jahr dasselbe: Sobald die Temperaturen über 12 oder 13 Grad Celsius kletterten, waren sie wieder da. Nicht die harmlosen Fliegen, die man aus dem Haus kannte, sondern diese kleinen Bremsen, die sich auf die Beine der Pferde stürzten. Und dann begann das Schauspiel – Pferde, die zappelten, trampelten, beinahe einen Stepptanz aufführten, um die Plagegeister loszuwerden. Es war fast ironisch, wie vorhersehbar das Ganze war, und doch schienen viele es jedes Jahr aufs Neue zu vergessen.
Er schüttelte den Kopf, während er die Straße entlangfuhr. Der Tag hatte ihm wieder einmal gezeigt, wie sich die Welt veränderte – manchmal langsam, manchmal schneller, aber immer in eine Richtung, die ihn nachdenklich stimmte. Die Reitschule, die Fliegen, die Bremsen – alles schien irgendwie miteinander verbunden, ein ständiges Auf und Ab, ein Kreislauf, der sich nicht stoppen ließ. Und doch, trotz allem, konnte er sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Es war eben, wie es war.
